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Michael Neuner will für die SPD in den Bundestag einziehen

4. Okt. 2024

Vorstand der SPD Main-Kinzig schlägt 29-jährigen Gründauer als Direktkandidaten vor

Michael Neuner will für die SPD in den Bundestag einziehen

Vorstand der SPD Main-Kinzig schlägt 29-jährigen Gründauer als Direktkandidaten vor

Main-Kinzig-Kreis (pfz).


Der Vorstand der SPD Main-Kinzig hat am Mittwochabend einstimmig Michael Neuner als Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2025 vorgeschlagen. Der 29-jährige Volkswirt aus Niedergründau glaubt trotz der aktuellen Umfragen daran, den Wahlkreis 174 gewinnen zu können. Vorher muss er aber noch von den Parteimitgliedern nominiert werden – und sich dabei gegen den Kandidaten der Wetterauer SPD durchsetzen.

Ziemlich genau ein Jahr dauert es noch, dann wählen die Deutschen einen neuen Bundestag. In den will Michael Neuner aus Niedergründau für die SPD einziehen. Ein durchaus schwieriges Unterfangen. Man könnte auch sagen, es erscheint aussichtslos, dass ein Sozialdemokrat den hiesigen Wahlkreis 174 (Main-Kinzig – Wetterau II – Schotten) gewinnt. Zu deutlich vorn liegt die CDU in sämtlichen Umfragen, meist bei über 30 Prozent. Die SPD kann derweil froh sein, auf die Hälfte der Stimmen zu kommen.

Die SPD wird das stärkste Gegenangebot zu dem sein, was von der rechten Seite des politischen Spektrums kommen wird.


Doch Neuner, Chef der Gründauer SPD, will sich natürlich nicht geschlagen geben, bevor der Wahlkampf überhaupt Fahrt aufgenommen hat. Der 29-Jährige glaubt daran, dass sich der Wind in Deutschland noch drehen kann – und dass er das Direktmandat gewinnen kann. Michael Neuner will die Schwachstelle der Union auch schon ausgemacht haben, sie heißt: Friedrich Merz, Parteichef und Kanzlerkandidat der Union. Der Gründauer ist sich sicher, dass eine „soziale und gleichzeitig mutige Politik der politischen Mitte“ nicht von einer CDU unter Merz kommen wird, sondern ausschließlich von der Sozialdemokratischen Partei. Und das könnte, so die Ansicht Neuners, der SPD im voraussichtlich langen Bundestagswahlkampf wieder Auftrieb geben.

Michael Neuner ist in Niedergründau aufgewachsen, ging in Großkrotzenburg zur Schule und ist seit seiner Jugend Mitglied der SPD. Mit 15 Jahren trat er den Jusos bei, der Jugendorganisation der Partei. Er war lange Jahre Gemeindevertreter in Gründau, ist dort Parteichef und auch Mitglied im Vorstand der SPD Main-Kinzig. Der hat ihn am Mittwoch einstimmig als Nachfolger für die scheidende Bundestagsabgeordnete Bettina Müller vorgeschlagen. Die Nominierung soll im kommenden Jahr folgen. Dann muss sich Neuner gegen den von der Wetterauer SPD vorgeschlagenen Bewerber durchsetzen, Manfred Scheid-Varisco aus Büdingen.


Neben dem Studium in Berlin bei Bettina Müller gearbeitet

Neuner ist studierter Betriebswirt und Volkswirt mit Master-Abschluss und arbeitet bei der KfW als Referent im Bereich Bankenaufsicht. Während seines dualen Studiums in Berlin arbeitete er nebenbei für das Büro der SPD-Bundestagsabgeordneten Bettina Müller. „Als studentischer Mitarbeiter hatte ich schon damals die Möglichkeit, mich intensiv mit den Themen des Main-Kinzig-Kreises auseinanderzusetzen – selbst von Berlin aus. Die Leidenschaft für Problemlösungen begleitet mich bis heute. Es erfordert Durchhaltevermögen, um Herausforderungen von der Identifizierung bis zur Lösung zu begleiten“, sagt Neuner im Gespräch mit der GNZ. Bis zur Bundestagswahl will er jedenfalls „durch jeden Winkel des Wahlkreises ziehen“ und die Menschen von der SPD überzeugen.

Dass das nicht einfach wird, weiß Neuner. Auch er kennt natürlich die aktuellen Umfragen – und die Stimmung im Land. „Die Ausgangslage ist für einen SPD-Kandidaten natürlich eine sehr schwierige“, sagt er. Aber er meint auch: „Die SPD schöpft beim besten Willen nicht das aus, was sie eigentlich zu bieten hat. Ich trete an, weil ich der Ansicht bin, dass die SPD nach wie vor ein wichtiger Teil dieser politischen Landschaft ist und Verantwortung übernimmt – auch in dieser schwierigen Zeit.“


Wenn der Lohnabstand nicht hoch genug ist, dann müssen die Löhne rauf oder die Abgaben runter, damit mehr im Geldbeutel bleibt.


Mit der Konstellation in der Ampel-Regierung ist Neuner nicht zufrieden, auch er ärgert sich über die immer neuen internen Streitigkeiten. Er rechnet es seiner Partei aber hoch an, dass sie „diese Koalition, die sehr viele Risse hat, zusammenhalten will“. Allerdings befürchtet Neuner, dass die Koalition beim neuen Rentenpaket in eine noch tiefere Krise stürzen könnte. „Da ist dann die Frage: Macht die FDP mit, oder macht sie nicht mit.“ Für die SPD sei klar: Das Rentenniveau müsse gehalten werden – und dazu brauche es auch eine bessere und progressivere Verteilung der Steuerlast. „Das finde ich gerecht“, sagt Neuner: „Die soziale Sicherung ist eines der ureigensten Themen der SPD. Als Volkswirt weiß ich: Rentenpolitik braucht Präzision – doch am Ende geht es um Menschen, ihre Familien und gutes Leben im Alter. Wenn die FDP hier wieder blockiert, würde ich die Frage stellen, ob das bis nächsten Herbst funktioniert – oder nicht.“


Neuner hält nichts von der Schuldenbremse

Wovon Neuner gar nichts hält: von der Schuldenbremse. Die gehört für ihn abgeschafft. Es sei niemandem geholfen, wenn ein Staat keine Schulden macht, „während seine Brücken einstürzen“. Vor allem verstehe er es nicht, dass die FDP als marktorientierte Partei krampfhaft an der Schuldenbremse festhalte. „Es muss doch im tiefsten Interesse der FDP sein, dass die Wirtschaft angekurbelt wird, und da gehören öffentliche Investitionen dazu – und das sind Infrastrukturprojekte, die dann auch viele Jahre halten sollen.“ Die Schuldenbremse sieht Neuner dann auch als möglichen Knackpunkt für eine Große Koalition.

Beim Thema Migration ist Neuner der Ansicht, dass man die neuen Mitbürger schneller in Arbeit bringen müsse, um so auch die Integration zu beschleunigen. Gleichzeitig müssten Menschen, die in Deutschland keine Aufenthaltsgenehmigung bekommen, schneller das Land verlassen. „Hier muss der Staat Recht und Ordnung auch durchsetzen“, betont Neuner.

Was dem Sozialdemokraten derweil große Sorgen bereitet, ist der Aufstieg rechtsextremer Parteien in Deutschland und Europa, „die die Ängste der Menschen ausnutzen und einfache, aber gefährliche Antworten bieten. Mich persönlich treibt diese Entwicklung so stark wie nie zuvor an, um noch entschlossener für eine soziale Politik der Mitte zu kämpfen“.

 

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